Begabungen sind immer Möglichkeiten zur Leistung, unumgängliche Vorbedingungen, sie bedeuten jedoch nicht Leistung selbst. (Stern 1916, S. 110 in: Hany 2012, S. 3)
- Der Begabungsbegriff entspringt einem historisch, gesellschaftlich, kulturell und wissenschaftlich gewachsenen Konstrukt.
- Die verschiedenen kulturspezifischen Zugänge zum Begabungsverständnis konnten im „International Handbook of Giftedness and Talent“ (2002) herausgearbeitet werden: Die analysierten angloamerikanischen, afrikanischen und asiatischen Begabungsbegriffe hängen „von gesellschaftlich-kulturellen Wertvorstellungen und Entscheidungen (…) ab, welche Prioritäten auf Wissen, Denken und Kreativität gelegt und welche Inhalte und Ziele damit verknüpft werden“ (Weigand & Imhof, 2014, S. 7).
- Gewachsen aus dem mitteldeutschen „begaben“ war hier das Schenken, Besolden, Ausstatten und Geben gemeint. Ältere Begriffe, synonym für Begabung verwendet, waren „Talent“, „Gabe, „Vermögen“ und auch „glückliche Anlage“ (Hoyer, 2013, S. 17f).
- Das Konzept des Wunderkindes wurde lange mit dem Begabungsbegriff in Zusammenhang gebracht, im besonderen „das musikalische Genie“.
- Der spezifisch pädagogisch-psychologische Zugang zu Begabungen war eng mit der Einführung der Schulpflicht verknüpft und der daraus folgenden Selektion der Schüler:innen für entsprechende Schulformen.
- Begabung als theoretisches Konstrukt ist steter Weiterentwicklung ausgesetzt und in seiner Bedeutung veränderbar.
Begabung ist nicht messbar und nicht direkt beobachtbar, hilft jedoch „Beobachtungen einzuordnen und damit insgesamt zu erklären,
(1) warum Menschen überhaupt Leistungen erbringen können,
(2) warum sich Menschen in ihrem Leistungsverhalten unterscheiden,
(3) warum einzelne Menschen bestimmte Leistungsschwerpunkte haben. (Hany, 2012, S. 35f)
- Der Leistungsbegriff veränderte sich im Laufe der Zeit. Während zu Beginn Leistung mit der reinen Handlung und später um die Bedeutung der Schuldigkeit erweitert wurde, mündet der Begriff erst „um die Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts“ in unserem heutigen Verständnis.
- Begriffshistorisch entstammt Leistung aus „etwas tun“ und meint damit „durch die That wirklich machen“ (Adelung, 1796 zit. in Ricken, 2018, S. 45)
- Besonders mit Bezug auf die Begriffe „Dienstleistung“ und „Gehorsam leisten“ ist diese Bedeutung noch sichtbar.
- „Leisten“ meint „Erfüllen“ und „Verwirklichen“ und wird um die Komponenten „Bewährung“ und „Fähigkeit“ ergänzt.
- Nina Verheyen verbindet die Einführung des modernen Leistungsbegriffes mit der fortschreitenden Entwicklung und Präzisierung von Diagnoseinstrumenten und Leistungsfeststellungsverfahren in gesellschaftlich relevanten Bereiche wie Militär, Schule, Arbeit und Psychologie.
Leistung nach Norbert Ricken (2018)
Ricken (2018, S. 46f)
„Schulische Leistung lässt sich […] als Produktionsvorgang beschreiben, der von allen Schülern vollzogen wird und sich nach einem – meist längeren –Prozess des Lernens, Übens und Vorbereitens in einem nachweisbaren Ergebnis zeigt.“ (Heller und Hany2014, S. 88 in: Nerowski, 2018, S. 231)