Die PEP-Methode ist personenorientiert und partizipativ. Wie bereits in den Zielen angeklungen, stehen die Schüler:inen im Mittelpunkt der PEP. Daher sieht die Methode eine unmittelbare Beteiligung der Schüler:innen vor, indem diese zum einen bei der Diagnostik einen wesentlichen Teil zur Identifizierung der persönlichen Entwicklungsressourcen beisteuern. Sie sind sozusagen die Experten für ihre eigenen Stärken, Interessen und Talente und können diese gemeinsam den Lehrpersonen entdecken und festhalten (vgl. Schmidt & Kleinbeck 2006, S. 70). Zum anderen spielen die Schüler:innen ebenso eine entscheidende Rolle bei der Auswahl geeigneter Entwicklungsbereiche und dementsprechenden -zielen und -maßnahmen. Sie können selbst Vorschläge mit einbringen und ihnen obliegt ein Vetorecht, das heißt, es werden nur Entwicklungsziele gesteckt und -maßnahmen umgesetzt, welche die Schüler:innen bereit sind nachzugehen. Mithilfe der PEP können Lehrpersonen verborgene Potenziale ihrer Schüler:innen entdecken, den Prozess der individuellen Förderung strukturieren und begleiten.
Zudem ist die PEP multiperspektivisch und kooperativ. Nicht nur die Ansicht der Schüler:innen ist bedeutend innerhalb der PEP, sondern ebenso die Beobachtungen und Expertisen unterschiedlichster Lehrpersonen. So können besondere Begabungen sowohl Klassenlehrer:innen als auch Fachlehrer:innen auffallen. Während des Zusammentragen der Entwicklungsressourcen ist es also entscheidend, dass mehrere Lehrpersonen ihre Beobachtungen zur jeweiligen Schüler:in abgeben. Auch die Eltern werden zu Beginn dazu angehalten, mitzuteilen, was ihnen bei ihrem Kind auffällt. Zudem schließt die PEP weitere pädagogische Akteure mit ein, z.B. Schulpsycholog:innen, Sozialarbeiter:innen, etc. . Nur durch eine multiperspektivische Betrachtungsweise, ergibt sich ein umfassendes und vor allem ganzheitliches Bild der Schüler:innen. Da die PEP eine kooperative Methode ist, bilden sich um die Schüler:innen sogenannte PEP-Teams. Diese bestehen aus den an der Entwicklungsplanung beteiligten Personen. Diese begleiten die Schüler:innen nicht nur bei der Erfassung der Entwicklungsressourcen, sondern vor allem bei der individuellen Begabungsförderung. Je nach Entwicklungsmaßnahmen sind unter Umständen mehrere Fachlehrer:innen an der PEP beteiligt. Diese schlagen hierbei nicht nur geeignete Maßnahmen und besprechen diese mit den Schüler:innen, sondern sie begleiten diese über die Entwicklungsplanung hinweg und fungieren ebenso als inhaltliche Ansprechpartner.
So individuell wie die Entwicklung von Schüler:innen, so vielseitig und adaptiv müssen auch die Entwicklungspläne gestaltet sein. Konkret heißt das, die gesteckten Ziele und ausgewählten Maßnahmen individuell auf die Schüler:innen angepasst werden und vielseitig sein sollten (vgl. Herbig, 2017, 2020). Die PEP ist eine systemische Methode, das heißt, sie betrachtet die Schüler:innen nicht losgekoppelt, sondern als Ganzes. Dabei versucht die PEP individuell auf die Entwicklungen und Bedürfnisses des Kindes einzugehen, indem sie Entwicklungsressourcen, -bereiche, -ziele und -maßnahmen werden aufeinander bezogen, miteinander vernetzt, kontinuierlich kooperativ weiterentwickelt und gemeinsam mit allen Beteiligten evaluiert (vgl. Budnik/Fingerle, 2007). Dieses feste Schema macht die Organisation und Durchführung von individueller Begabungsförderung ökonomisch und effizient.
Für die zielgerichtete und erfolgreiche Gestaltung von Lern- und Persönlichkeitsprozessen, wie sie mit der PEP-Methode angestrebt werden, ist eine konstante Ansprechperson für die Schüler:innen von enormer Bedeutung. Diese Rolle übernimmt in der PEP die Entwicklungspatin bzw. des Entwicklungspaten. Diese begleiten die Schüler:innen über den gesamten Prozess der Entwicklungsplanung hinweg und fungieren dabei als konstante Ansprechperson. Mithilfe der offenen und transparenten Kommunikation von Entwicklungspatin oder Entwicklungspaten zu Schüler:innen kann ein vertrauensvolles (soziales) Beziehungsgefüge zwischen Lernenden und Lehrpersonen entstehen. Darüberhinaus kommen der:dem Entwicklungspat:in entscheidene organisatorische und koordinierende Aufgaben zu. So initieren diese den Start einer Entwicklungsplanung, führen Vorgespräche mit den Schüler:innen, tragen wichtige Ausgangsinformationen der möglichen Beteiligten zum Start der PEP zusammen und organisieren die Entwicklungsplangespräche. Entwicklungspat:in kann jede Lehrperson werden. Ausschlagebend für die Wahl der Rolle ist, dass die:der Schülerin dieser Lehrperson vertraut und sich ihr gegenüber bei Bedarf anvertrauen kann.
Literatur:
Budnik, I. & Fingerle, M. (2007). Der diagnosegeleitete Erziehungsplan: Angebote zur Erstellung und Probleme der Nutzung. In W. Mutzeck (Hrsg.), Förderplanung. Grundlagen – Methoden – Alternativen (S. 145-158). Weinheim: Deutscher Studien Verlag.
Herbig, C. (2017): Personalisierung von Lehr-Lern-Settings im gymnasialen Bildungsgang: Inklusive Bildung und Leistungsorientierung als zwei Seiten einer Medaille. In: A. Textor et al. (Hrsg.), Leistung inklusive? Inklusion in der Leistungsgesellschaft, Bd. 2: Unterricht, Leistungsbewertung und Schulentwicklung. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt, S. 77-87.
Herbig, C. (2020): Individuelle Förderung durch Personalisierung. Zum bildungsgerechten Umgang mit Vielfalt am Gymnasium. In: C. Fischer et al. (Hrsg.): Begabungsförderung. Individuelle Förderung und Inklusive Bildung, Bd. 9: Begabungsförderung. Leistungsentwicklung. Bildungsgerechtigkeit. Für alle! Beiträge aus der Begabungsförderung. Münster: Waxmann, S. 85-95.
Schmidt, K.-H./ Kleinbeck, U. (2006): Führen mit Zielvereinbarung. Hogrefe, Göttingen.