Personalisierte Entwicklungsplanung in LEB-online (NIGE, Esens)
Der Beginn unserer Reise mit der Personalisierten Entwicklungsplanung setzte mit den Schulbesuchen Ende 2018 ein. Dank dieser gelungenen Zusammenarbeit lernten wir die unterschiedlichen Bedarfe unserer Projektschulen kennen und identifizierten unter anderem die „Expeditionsschulen“ – Schulen an denen bereits digitale Systeme bestehen und in welchen die Methode der Personalisierten Entwicklungsplanung eingebunden werden soll. Von Anfang an war es unser Ansporn, die unterschiedlichen Bedarfe, Herausforderungen und Rahmenbedingungen unserer Projektschulen regelmäßig abzufragen und mitzudenken.
Heute dürfen wir einen Beitrag des Niedersächsischen Internatsgymnasiums (NIGE) in Esens teilen. Am NIGE gab es bereits eine Software zur Förderung der Schülerinnen und Schüler und es stand schnell fest, dass wir die vorhandenen Strukturen nutzen, um die Personalisierte Entwicklungsplanung praxisnah zu integrieren. Wir freuen uns wirklich sehr über diesen wertvollen Arbeitseinblick, welcher von Frau Elise Bessert verfasst wurde.
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Was heißt Personalisierte Entwicklungsplanung? Perfekt, effizient, passend?
Nein, aber es wäre sinngemäß ein passendes Akronym, denn alle drei Adjektive beschreiben unser neues Tool zur Begabungsförderung sehr treffend!
Die Personalisierte Entwicklungsplanung ist als Idee und Teil des bundesweiten Forschungsprojekts „LemaS“ in Kooperation mit der Universität Leipzig entstanden. Ziel war es ursprünglich, das von der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät in Leipzig angeregte digitale Tool zur Unterstützung der individuellen Begabungsentwicklung zusammen mit der Universität zu erarbeiten, zu erproben und letztendlich zu implementieren.
Aber das NIGE nimmt aufgrund seiner bereits fortgeschrittenen digitalen Infrastruktur diesbezüglich eine Sonderstellung ein und gilt als „Expeditionsschule“, da bei uns die digitale Diagnose- und Lernentwicklungsdokumentation bereits als Modul vorliegt: „ILE“ ( = Individuelle Lernentwicklungsberichte“) hat sich seit 6 Jahren bewährt, ist einfach und schnell zu handhaben und mittlerweile unverzichtbar. Was liegt näher, als an dieses Tool anzudocken und eine eigene Weiterentwicklung vorzunehmen? Gesagt, getan.
Wo liegt bei uns der Bedarf? Sicherlich neben der Förderung von Schwächen, die seit Jahren durch Förderpläne und entsprechende Maßnahmen praktiziert wird, nun auch die Begleitung von besonderen Begabungen, die eine andere Art von Maßnahmen erfordert.
Unser neues Zusatzmodul “Personalisierte Entwicklungsplanung” ist in der Entwicklung und nahezu einsatzbereit. Unser Motto: Aus der Praxis für die Praxis.
Mit einem einzigen „Startknopf“ öffnet sich ein sehr flexibles und bislang einzigartiges Tool, das die Individualisierung bei der Schülerdiagnose vorantreibt und unkompliziert Maßnahmen und Entwicklungspläne für Schülerinnen und Schüler in Gang setzen kann. Gerade die unkomplizierte Anwendung ist wichtig für den manchmal doch recht „durchgetakteten“ und stressigen Schulalltag der Pädagogen; so geht kein herausragender Schüler oder herausragende Schülerin verloren.
Dieser „Alarmknopf“ (s.o.) schlägt wirklich Alarm: das heißt, es wird eine Email automatisch an alle Lehrkräfte des betreffenden Klassenteams geschickt, mit der Bitte, einen Schnelldiagnosebogen mit 10 Kompetenzen auszufüllen (s.u.) und eventuelle Auffälligkeiten festzuhalten. Auch das ist bisher einmalig in seiner Unkompliziertheit und einfachen Anwendung und wird Hemmschwellen absenken, die sich sonst häufig aufbauen, wenn eine Lehrkraft zahlreiche Gespräche, zig Emails, viele Bitten um schnelle Antworten und viele „Laufwege“ überwinden muss, um eine intensivere, über das eigene Fach hinausgehende Betrachtung eines Schülers / einer Schülerin vorzunehmen und darüber hinaus auch Angebote zur Entwicklung bereitzustellen.
Der besondere Charme von NIGE und der Personalisierten Entwicklungsplanung äußert sich aber in dem Auswertungsprozess, bei dem die Digitalisierung einen äußerst großen Nutzen generiert:
Hier ein Ausschnitt aus der PDF, mit deren Hilfe sich die Initiativlehrkraft, also diejenige Person, die den Diagnosevorgang in Gang gesetzt hat, einen schnellen Überblick über Stärken und Schwächen des Schülers / der Schülerin machen kann (10 Kompetenzen waren anzukreuzen, hier sind bislang nur 2 Fächer zu sehen).
Und nicht nur das: zugleich werden ihr auch geeignete Maßnahmen und Kooperationspartner vorgeschlagen, deren Adressen / Zugänge etc. hinterlegt sind und jederzeit unter „Maßnahmen“ abgerufen werden können:
Der Reiter “Personalisierte Entwicklungsplanung” auf der Eingangsmaske von LEB-Online ist neu und zeigt eine andere Zugangsmöglichkeit zur Personalisierten Entwicklungsplanung.
Unter dem Stichwort „Besondere Begabungen“ verbirgt sich die bei Drücken des „Alarmknopfes“ automatisch generierte Schülermaske:
An der Diagnose wirken nicht nur die Lehrkräfte des jeweiligen Klassenteams mit, sondern auch der Schüler / die Schülerin selbst gibt eine Einschätzung ab. Zusätzlich findet ein Entwicklungsplangespräch mit den Personen statt, die nach der Auswertung der Diagnose für den weiteren Lernweg eine besondere Rolle spielen werden: das können sowohl Fachlehrer als auch Vertreter von Kooperationspartnern oder auch Eltern sein. Daraus leitet sich letztlich der halbjährliche Entwicklungsplan ab.
Damit haben wir ein sehr flexibles, niederschwelliges und vielseitig einsetzbares Begabungstool entworfen, das durch die Selbstverwaltung der Stammdaten jederzeit angepasst, umformuliert und erneuert werden kann.
Die Erprobung läuft und in den Entwicklungsprozess kann noch jederzeit eingegriffen werden, deshalb ist diese Phase gerade sehr spannend!
Elise Bessert, NIGE Esens